Donnerstag, 24. August 2017

Ein Tag in Nimwegen


Egal wo man aufwächst, es gibt immer eine Landesgrenze in der Nähe. Mal weiter entfernt, mal weniger weit. Liegt sie nah, reizt es mich diese Grenze regelmäßig zu überqueren. Die Freiheiten auskosten, die uns die EU bietet. Und Deutschland hat 9 Nachbarländer, es gibt also viele direkte Nachbarn zu besuchen! 

Während meiner Zeit in Nordrhein-Westfalen waren die Niederländer meine nächsten Nachbarn. Ein Ausflug nach Venlo war immer mal drin, oder auch eine Fahrt nach Katwijk aan Zee - wie der Name schon sagt, ein Ort an der Nordsee. Die Insel Texel war für uns näher als die Deutschen Inseln. Und mal ehrlich, Strandleben können die Holländer doch auch besser als die Ostfriesen. Keine Strandgebühr, kein Sandburgenbauverbot. Dafür schöne Geschäfte, tolle Strandcafés und lecker Pommes oder andere frittierte Köstlichkeiten. Ach Holland!  


Danach war lange Zeit Dänemark mein Nachbarland, auch nicht schlecht! Heutzutage bin ich am schnellsten in Frankreich. Wunderbar, aber ich vermisse meine Holländischen Nachbarn. Die Dänen konnten mein Hollandfernweh noch einigermaßen gut stillen, aber inzwischen helfen Hot Dogs nicht mehr um mich über Kaaskroketjes und Frietjes hinwegzutrösten. Ik mis je!


Lange Rede, kurzer Sinn, bei meinem letzten Heimatbesuch im Ruhrgebiet bin ich mit meinem Bruder für einen Tag nach Nimwegen gefahren. Etwas über eine Stunde Fahrt, die sich richtig gelohnt hat! Wir beide fühlen uns direkt im Urlaub. Nur ein paar Kilometer von der Heimat entfernt, sprechen die Menschen eine schöne fremde Sprache, fahren alle Fahrrad und wohnen in kleinen, netten Häusern ohne Gardinen. Willkommen in den Niederlanden! 

Der Honig Complex

Wir hatten in der WAZ (für nicht NRWler: Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung) über den Honig Complex in Nimwegen gelesen. Ein altes Firmenareal, auf dem bis vor einigen Jahren von der Firma Heinz Fertigsuppen und Puddingpulver hergestellt wurde. Das Areal liegt weniger als 2 km von der Innenstadt entfernt an der Waal. Also nix wie hin. Denn: Der Honig Complex beheimatet inzwischen ein Kreativquartier. Und parken kann man hier auch wunderbar.


Bis 2022 soll das Areal nicht kommerziell genutzt werden und bis dahin können sich hier Menschen mit Ideen und innovativen Visionen austoben. Es wird Bier gebraut in der Oersoep Brouwerij, Kaffee geröstet bei First Things First und vieles mehr. Toll fand ich auch das Angebot im C-More Concept Store, gekauft habe ich zwar "nur" eine Postkarte, hätte aber gut und gerne auch sehr viel mehr Geld dort lassen können. Es gibt da nämlich hübsche Dinge, die ich nicht schon zuvor in diversen anderen Läden gesehen habe.


Nach einem Kaffee mit Blick auf die Waal, ging es für uns zu Fuß in die City. 

Nimwegen Downtown

Wie immer haben wir uns einfach treiben lassen. Springen von einem Shop in den nächsten, freuen uns über die Schönheiten der ältesten Innenstadt der Niederlande und machen nur kurz Pause für eine ordentliche Portion Pommes. Der Tag vergeht wie im Flug. Ich kaufe ein paar kleine Geschenke für Freunde, Nimwegen ist wirklich ein Shoppingparadies jenseits des bekannten Einheitsbreis aus Deutschen Innenstädten. Und bezahlbar ist auch vieles, man muss also nicht nur gucken. Ich bin jetzt nicht so die Konsumqueen, die Geschäfte haben mir aber wirklich gut gefallen. Mehr über die unbegrenzten Einkaufsmöglichkeiten in Nimwegen hat Berit auf Ihrem tollen Blog Marmeladekisses zusammengetragen. 


De Kaaij

Mein absolutes Highlight des Tages war jedoch der entspannte Ausklang beim De Kaaij an der Waal. Direkt unter der Waal Brücke nahe des Valkhofparks hat sich die "Kultur-Terrasse" angesiedelt. Für knapp 10 Wochen im Jahr treffen sich hier Musiker, Maler und andere Künstler und bieten Ihr Können dar. Es gibt eine kleine Bar, es werden Wokshops angeboten und es gibt leckeres Essen. Schau ruhig mal auf Instagram vorbei, dass ist echt ein tolles Fleckchen mit Blick auf den Fluß und einen kleinen Hafen.


Direkt hinter de Kaaij geht es in die Ooijpolder. Das ist ein breiter Streifen Ackerland zwischen Stadt und Fluß. Nur ein paar Schritte von der trubeligen Innenstadt entfernt, herrscht hier Ruhe. Dieses Erholungsgebiet ist nur für Fußgänger zugänglich, auf bisher 9 Spazierwegen kann das Gelände erkundet werden. Kühe und Wildpferde sind hier zu Hause. Das besondere an den Wegen ist, dass sich hier einheimische Firmen beteidigen können. Für 1.000 Euro im Jahr werden Patenschaften für Wegkilometer übernommen. Von dem Geld wird die Landschaft gepflegt und die Bauern, denen das Land gehört, bekommen auch etwas ab. Eine interessante Art des Sponsorings.


Dann ging es für meinen Bruder und mich an der Waal entlang zurück zum Honig Complex und zum Auto. Vorbei an moderner Bebauung, die in der Art für den Honig Complex nach 2022 auch vorgesehen ist...


Was für ein schöner Tag! Mein Hollandfernweh ist vorerst halbwegs gestillt, akutes Meerfernweh besteht allerdings immer noch. Die Waal ist halt nicht die Nordsee. Also, nächstes mal dann wohl doch vielleicht mal wieder nach Katwijk aan Zee!

Montag, 26. Juni 2017

Einfach machen: In den Bodensee springen.

Es ist Sommer in Süddeutschland. Heiß ist es. Und mir wird mal wieder einer der Nachteile des Lebens im sonnigen Süden bewusst, es gibt einfach zu wenig Wasserflächen, Seen und Flüsse rund um Stuttgart. Abkühlung gibt es nur im Freibad und da gehe ich nicht so besonders gerne hin. Also Freundin geschnappt, rein in den Regionalexpress, runter zum Bodensee und ab ins kühle Nass!


Die Anreise ist mit knapp 3 Stunden natürlich etwas lang und nicht jeden Tag machbar, aber man muss die Feste feiern wie sie fallen. Und im Zug lässt es sich auch ganz gut leben solange die Klimaanlage funktioniert. Anderen Fahrgästen lauschen, lesen, essen, reden, schlafen. Nachdem wir alle Möglichkeiten durch hatten, waren Lena und ich auch schon in Konschtanz.


Zuerst sind wir etwas durch die Stadt geschlendert, haben Läden angeschaut und etwas Kraft im Schatten getankt für unser Vorhaben. Dann ging es ab zur Seepromenande.


Eigentlich war unser Ziel das Hörnle, seines Zeichen ein Badi, also ein Badeplatz. Umsonst und schön gelegen. Um ehrlich zu sein, wir haben es nicht bis dorthin geschafft... zu schön war der Weg und der Blick. Und überall Wasser. Mein Herz ist gehüpft. Kaltes, klares Wasser.


Der Rucksack, vollgestopft mit Proviant und Wasser, wurde immer schwerer, die Schritte langsamer, die Hitze unerträglicher. Das Blau des Sees immer verlockender. Und schwupps stand Lena im Bikini vor mir und winkt mir nur wenige Sekunden später schon aus dem See zu. 


Und ich? Brauche "etwas" länger. Aber auch ich schaffe es nach einiger Zeit, im Wasser stehend, balancierend auf wackeligen Steinen, in die gar nicht mal so kühlen Fluten. Und was soll ich sagen, toll ist es. Fantastisch. Mega! 


Zum Hörnle schaffen wir es so herrlich erfrischt dann auch noch, es gibt Eis und die Entscheidung zurück zu gehen. Dunkle Wolken ziehen auf, die Insekten fliegen tief, immer um uns herum. Wir laufen zurück. Zusammenfassung von Lena: "Wenn ich den See seh, brauch ich kein Meer mehr." Dazu bleibt mir nicht viel zu sagen. Danke Bodensee, danke Konstanz, danke Baden-Württemberg Ticket. Danke Lena für den schönen Tag!

Dienstag, 11. April 2017

Stresstest bei Nacht - Die Endqualifikation der Land Rover Experience Tour 2017

Ich habe mich vor einiger Zeit aus Abenteuerlust heraus als Tour-Bloggerin für die Land Rover Experience Tour 2017 durch Peru beworben. In Südamerika war ich noch nicht, ich bin gerne auf trallafitti und bin bereits mein gesamtes Erwachsenenleben mit verschiedenen Fahrzeugen auf Weltentdeckung. Ich habe Interrail gemacht, war als Teenager in Zeltlagern. Ich definiere mich über das Unterwegssein. Außerdem schreibe ich für mein Leben gerne. So formuliert schicke ich meine Bewerbung ab. Eine Woche vor dem Termin für die Endqualifikation bekomme ich Bescheid: Ich bin dabei! Über 1.000 Blogger haben sich beworben und ich bin unter den letzten 10 Kandidaten. Ich bin mit dabei im Steinbruch in Wülfrath, bei der Endqualifikation!


Ich werde die 60 potentiellen Tourteilnehmer ein komplettes Wochenende lang begleiten und über die zu bestreiteten Aufgaben kurze, bebilderte Texte schreiben, die direkt online gehen. Mach ich doch gerne! Meinen eigentlich geplanten Krav Maga Kurs für Samstag sage ich ab und buche kurzentschlossen Bahntickets in Richtung Düsseldorf. Ich muss meine Campingausstattung davor noch kurz im Schwarzwald abholen, alle Akkus aufladen, Speicherkarten leeren, meinen Rucksak packen und schon geht es von Stuttgart los in Richtung Düsseldorf. 


Freitag gegen 18 Uhr bin ich auf dem Gelände der LET 2017. Ein Steinbruch in Wülfrath. Umgebaut zu einem Offroad-Parkour sondergleichen. Steile Abfahrten, schlammige Wege, Sandlöcher und Schotterpisten mit riesigen Löchern. Und viele Land Rover. Ich schockverliebe mich in den Defender. Wo ich den überall auf der Welt schon neidisch betrachtet habe! Durch kleine Flüsse und über heftige Schlaglochpisten bin ich schon gefahren. Ob in Australien, Neuseeland, auf Bali oder in Mecklenburg Vorpommern. Aber ein Land Rover fährt einfach an Dir vorbei und macht deutlich, er kann mehr als Du!

Ich bin die erste Bloggerin, die am Gelände ankommt, baue mein Zelt auf und setze mich mit Britta, die uns Blogger betreut, ins Cateringzelt. Während wir plaudern, trudeln die Teilnehmer der Endquali langsam zum Grillabend ein. Dass es direkt so nett wird hier, damit hatte ich nicht gerechnet. Wie mit so vielem nicht, was noch bevor steht.


Ich erfahre, dass die Blogger Challenge erst ab morgen startet, sich die Fahrerkandidaten aber schon heute bei einer Art Stresstest die Nacht um die Ohren schlagen werden. Wenn ich Lust hätte, dann sollte ich doch einfach mitmachen, sagt Britta. Und das mache ich.


Inzwischen ist ein weiterer Blogger eingetroffen. Jonas, ein junger Filmstudent aus Bielefeld. Die anderen Blogger kommen wohl erst spät am Abend oder morgen Früh. Auch Jonas schmeißt sich mit ins Abenteuer und begleitet eines der Teams in dieser Nacht. Ich treffe im Dunkeln immer wieder auf ihn und wir sind beide erstaunt, wie krass es um uns herum abgeht: Was von den Teilnehmern abverlangt wird, wie diese ackern und gegen die Zeit ankämpfen. Wieviel Schweiß in dieser kühlen Nacht fließt. 


Die 30 Frauen und 30 Männer sind schon seit 12 Uhr auf dem riesigen Gelände des Steinbruchs unterwegs. Sie haben heute gelernt, Dreibeine und Brücken aus Baumstämmen zu bauen, Seilwinden zu benutzen, per GPS in unübersichtlichem Gelände zurechtzukommen und vieles mehr. All diese frisch erworbenen Fähigkeiten müssen sie diese Nacht direkt anwenden. 


Schwere Land Rover werden milimetergenau bewegt, Materialen über Flüsse gezogen, im Sand gewühlt, Menschen gerettet, Ersatzteile über Satelitentelefon bestellt, Mountainbikes gefahren. Immer geht es im Laufschritt die steilen Hänge vom Steinbruch bergab und bergauf. Stets dabei ist Wheely, unser Reifen. Wir müssen Ihn einfach immer mitschleppen, die ganze Nacht. Warum - egal! An jeder der vielen Station gibt es ein Ersatzteil, welches ganz am Ende der Nacht noch in einen Land Rover eingebaut werden muss. Immer wieder motiviert die Gruppe sich selbst: "Wer sind wir? Team Blau!" Helfen darf ich dem Team nicht, das fällt mir schwer. 


Die Teilnehmer werden von Instruktoren beobachtet und bewertet. Für soziale Kompetenz, Lösungsfähigkeit, Engagement, Schnelligkeit, für alles gibt es Punkte. Mit nach Peru kommen die sechs, welche die besten Bewertungen erhalten haben. Am Ende schafft es Anna-Lena mit der Startnummer 14 aus "meinem" Team Blau unter die Gewinner. Und das zurecht, auch mir war sie in dieser Nacht bereits positiv durch ihre mitreißende Art aufgefallen. 


Gegen 4 Uhr sind alle Aufgaben erfüllt, das Adrenalin geht langsam wieder runter und wirklich alle sind erschöpft. Gegen halb 5 krabbel ich in mein Zelt. Mein Gott hat das Bock gemacht heute!


Schon ich als Beobachterin der Endqualifikation bin über mich hinaus gewachsen. Ein paar Prüfungen habe ich mitgemacht. Bin Offroad gefahren, habe meine Geschicklichkeit und meine Teamfähigkeit auf die Probe gestellt. Bin im Klettergarten aus 11 Metern Höhe gesprungen und habe meine Ängste überwunden. Ansatzweise kann ich somit nachvollziehen, wie kräfteraubend und erlebnisreich die Tage für die Teilnehmer gewesen sind. Viele haben zwischendurch einfach nur noch nach Luft und Worten gerungen. Zumeist brachten sie aber immer noch den Begriff "Spaß" heraus. Strahlende Augen sagen eh mehr als tausend Worte. Und ich freu mich einfach darüber, was ich alles Tolles selbst ausprobieren konnte. Und über die neuen Erkenntnisse, die über mich selbst gewonnen habe - Nerven behalten bei 110 % Gefälle, das bin ich!


Was nach der langen Freitagnacht noch geschah, was ich alles so über die Kandidaten und die bevorstehende Tour und auch über mich selbst erfahren habe, all das erfahrt Ihr bei Land Rover Experience. Wir Blogger haben während des Wochenendes über die Endqualifikation je 3 Texte geschrieben. Nun warten wir darauf, dass eine Jury unsere Berichte bewertet. Nach Ostern werden wir dann erfahren, wer von uns mit nach Peru fährt. Lust auf mehr habe ich auf jeden Fall, denn am Sonntag hätte ich wirklich gerne einfach so weiter gemacht. Hammer!


Nachtrag: Ich fahre leider nicht nach Peru. Aber Schwamm drüber, ich hatte ein tolles Wochenende in Wülfrath!
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