Mittwoch, 3. Dezember 2014

Wanderlust - Das schönste Wort der Welt


Reisen bildet. Ich habe schon das ein oder andere über die Welt gelernt. Leider bin ich sehr vergesslich. Darum muss ich wenn ich wieder zu Hause bin ganz viel nachlesen, entweder in Reiseführern oder im Internet. Und tatsächlich kann man sogar auch im Internet Sachen lernen, muss man also gar nicht reisen, wie praktisch. Habe ich doch vor ein paar Tagen mein Lieblingswort entdeckt. Wanderlust heißt es. Ein deutsches Wort aus den Zeiten der Romantik. In vielen Ländern rund um den Globus wird dieses Wörtchen benutzt, um ein starkes Gefühl auszudrücken, nämlich Fernweh. Was soll ich sagen, klingt Wanderlust nicht viel schöner? Lebendiger, aufregender, abenteuerlicher? Ich finde schon. Es vermittelt weniger Schmerz sondern vielmehr Vorfreude. Und schon habe ich es in meinen aktiven Wortschatz aufgenommen. Hier nehme ich diesen feinen Ausdruck jetzt mal ganz wörtlich und schreibe über meine Wanderlust und warum diese für mich mit Fernweh Hand in Hand geht. 
 


Etwas recherchiert habe ich auch zu Wanderlust. Wanderlust ist ein Wort aus dem Hochmittelalter, das war so zwischen 1050 und 1350. Wikipedia definiert die Bedeutung dieses Wortes wie folgt "Wanderlust (...) beschreibt die Lust am Wandern, den steten inneren Antrieb, sich zu Fuß die Natur und die Welt fern der Heimat zu erschließen". Klingt doch ganz schön toll, oder?! 

Richtig hip wurde der Begriff jedoch erst in der Romantik (eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte). Schriftsteller benutzten das Wort in Liedern und Gedichten, die auch von der aufschwellenden Wanderbewegung gesungen und gelesen wurden. Die bekannteste Jugendbewegung zu dieser Zeit war der Wandervogel, gegründet um 1901. Im Zuge der Industrialisierung wurde durch die Romantik in Schriften und Bildern das Leben in und mit der Natur stark idealisiert. "Wandern, ja Wandern ist meine Lust"  lautet eine Zeile aus einem der Studentenwanderlieder von Joseph von Eichendorff. Wanderlust als Gefühl wurde zu einem der tragenden Begriffe der Wanderbewegung. Es war so populär, dass es als Germanismus auch im Englischen übernommen wurde. Es gibt viele Länder, die Wanderlust seit dieser Zeit als Begriff für Fernweh benutzen. Geschichtsstunde beendet. Kommen wir wieder zu mir und meiner neuen Liebe. Wanderlust.


Ich selbst bin früher viel mit meinen Eltern gewandert, meist in den bayerischen Alpen. Ein paar Wanderabzeichen später fand ich Berge doof und Wandern furchtbar. Wiederentdeckt habe ich das Wandern für mich erst wieder 2010, auf Tasmanien. Dort war ich mit Thomas für vier Wochen und wir sind wahnsinnig viel gewandert. In Jeans und ohne ordentliche Rucksäcke. Aber mit viel Freude. Und Leidenschaft. Seitdem habe ich Fernweh nach dieser Insel. Tasmanien ist unheimlich wichtig für mich.

  

Wieder zu Hause in Deutschland wollten wir das Wandern nicht mehr missen und sind in die nahstgelegenen Berge von uns aus gefahren, den Harz. In Norddeutschland gibts halt sonst nicht so viel zur Auswahl. Um die ganze Geschichte abzukürzen, der Harz ist der Hammer. Ich kenne keine Landschaft die mich so gepackt hat. Wälder und Moore wie in Skandinavien, Berge auf die man rauf laufen und runter gucken kann! Und das in Niedersachsen! Und dann die ehemelige innerdeutsche Grenze, die vergessenen Urlaubsorte, die ihre besten Zeiten schon sehr lange hinter sich haben. Ich rate jedem mal einen Ausflug in den Harz, Wernigerode, Quedlinburg oder Blankenburg sind wunderschöne Städtchen mit Burgen, Schlössern und Klostern die es zu entdecken gilt. Stellt euch aber auch auf Skurilitäten ein. Manches ist halt etwas seltsam dort. Aber zumeist ist es super schön, egal zu welcher Jahreszeit.

 

Seit unserem ersten Harzausflug waren wir unzählige Male wieder dort, in Ost und West, im Nordharz und Harzvorland (die Teufelsmauer!!!), haben den Herbst im Südharz mit kunterbunten Laubbäumen gefeiert und sind mehrfach bei klarstem blauen Himmel durch verzauberte Winterlandschaften auf den Brocken gewandert. Inzwischen besitzen wir eine komplette Wanderausrüstung bis hin zu Wanderstöcken und unzählige Wanderführer und Karten. Und nicht mehr nur vom Harz.


Unsere Urlaube planen wir inzwischen anhand von Rother Wanderführern. Wir waren zwei Monate wandern auf Neuseeland, ein paar Wochen in Astralien, haben versucht in Thailand und Laos zu wandern, das ist aber aufgrund von fehlnder Infrastruktur ziemlich gescheitert. Wir haben Sardinien und Korsika erwandert, Mallorca, die Pyrenäen, Norwegen, und so gut wie sämtliche Mittelgebirge in Deutschland. Jetzt wagen wir uns an die Alpen, neuerdings sind die ja deutlich leichter für uns zu erreichen. Hier ein Foto von unserer ersten Urlaubsreise von Süddeutschland aus, Korsika. Fast so schön wie Norwegen, nur wärmer.


Wanderlust. Die habe ich. Zu Fuß die Natur erkunden. Fernweh nach "draußen sein". Wandern ist inzwischen wohl Volkssport. Überall lese ich, dass Wandern total in ist und nicht mehr nur die ältere Generation mit Wanderschuh und -Rucksack die Hoch- und Mittelgebirge unsicher machen. Ganz so krass empfinde ich das nicht, egal wo wir unterwegs waren, meist waren wir die Jüngsten und oder die Einzigen. In den Alpen ist das etwas anders und erst recht im Elbsandsteingebirge. Meist eben an Orten wo man auch gut klettern kann oder noch andere Sportarten machbar sind, Mountenbiken oder Trailrunning zum Beispiel. Nur "laufen" machen jetzt auch nicht so viele Leute aus meinem Bekanntenkreis. Außer meine Schweizer Freundin. Und Ausnahmen bestätigen ja bekanntlicher Weise die Regel. Ich glaube, dass die meisten "jungen" Menschen doch lieber ans Meer fahren. Nach St. Peter Ording, oder auf kleine Nordseeinselchen. Aber mir fehlen da inzwischen die Berge. Obwohl ich auch eine Liebeserklärung an die Insel Amrum schreiben könnte und auch Sylt mehr als nur mag... (Klick)


Jetzt lebe ich in einem Wanderparadies, der Schwäbischen Alb. Derbe uncool. Aber wunderschön. Hier gibt es unendlich viele gut ausgeschilderte Wanderwege. Rund um Bad Urach gibt es sogar Premiumwanderwege, die Grafensteige. Die nutzen wir an unaufgeregten Wochenenden zum spazieren gehen. Oder die Traufgänge bei Hohenzollern. Hier gibts Felsenmeere, auch schön! Und den Uracher Wasserfall, der ist zwar viel besucht, aber auch wirklich einen Ausflug wert. Es gibt inzwischen Apps für die Region, Wandervorschläge und bestimmt ist es auch ein Paradies für Menschen die Geocaching betreiben. Dieses Phänomen hat sich mir noch nicht erschlossen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das ein Freifahrtschein darstellt, um einfach durch geschütze Landschaften zu latschen und nicht auf den Wegen bleiben zu müssen. Also so seh ich das, ist ja aber bestimmt eigentlich ganz anders alles. Vielleicht.

 

Wanderlust. Draußen sein, zu Fuß die Welt erkunden. Im Internet taucht in dem Zusammenhang immer folgende Definition auf: "Wanderlust - Strong desire to travel or explore the world." Ich nehme es etwas wörtlicher und sehe es wie in der Romantik, als Lust am Wandern, weltweit. Hauptsache unterwegs, hauptsache es gibt was neues zu erleben. Reichtum anhäufen durch Erfahrungen. Und den Nährboden für Fernweh schaffen. Wanderlust - The new Fernweh! Denn die tollste Reise ist doch immer die, die noch vor einem liegt. 

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