Ich bin nicht einfach so nach Berlin gefahren, ich habe zwei Freunde besucht. Gewohnt habe ich zwei Tage in Wilmersdorf im Westteil der Stadt (angeblich uncool, fand ich aber gar nicht) und zwei Tage mitten in Friedrichshain (angeblich sehr cool) im Osten. Berlin kenne ich seit ungefähr 1995, zu der Zeit war ich als Teenager regelmäßig mit einer sehr guten Freundin dort. Immer, wenn ihre Verwandten im Sommerurlaub waren, durften wir in die leere Wohnung. Da diese zwischendurch umgezogen sind, habe ich das Leben in der Platte kennengelernt, ebenso wie das Wohnen auf zwei Etagen Altbau in Kreuzberg direkt am Görlitzer Park. In meiner Hamburger Zeit war ich nicht mehr sonderlich wild auf weitere große Städte. Inzwischen freue ich mich über alles, was sich Großstadt nennt.
Besonders am Wannsee war es herrlich, wir hatten tolles Wetter, eine eigene Badebucht und eine wahnsinnig gute Zeit. Bevor wir an den See gefahren sind, waren wir im Preußenpark, auch Thaipark genannt. Da treffen sich besonders am Wochenende, bei gutem Wetter auch unter der Woche, ganz viele Asiaten und bereiten Essen zu. Als wir da waren, war nicht viel los, aber es war trotzdem schön und besonders wichtig: lecker! Man kann einfach herumschlendern und sich allerlei schmackhafte Kleinigkeiten kaufen. Früher wurde wohl untereinander füreinander gekocht, inzwischen werden die Speisen auch verkauft. Das ist natürlich alles illegal und die Frage bleibt, wie lange die Stadt noch ein Auge zudrückt. Ich hoffe lange! Ich hatte auf jeden Fall einen kulinarischen Thailand-Flashback und habe diesen sehr genossen.
Abends sind wir durch Schrebergärten zum Rüdi gelaufen, dem Rüdesheimer Platz. Der Platz ist ein echtes Kleinod. Am "Rheingauer Weinbrunnen", einer kleinen Holzhütte, wird selbst gekelterter Wein ausgeschenkt, edle, leckere Tropfen. Davor gibt es einen Biergarten, Speisen dürfen selbst mitgebracht werden. Voll war es, als ich da war, es herrschte jedoch eine sehr gelöste Atmosphäre. Unterhalb des Brunnens, auf dem Rüdi selbst, war fast jedes freie Fleckchen mit Menschen auf Decken oder an mitgebrachten Tischen und Stühlen besetzt. Entspanntes Beisammensein bei Speis und Trank. So haben auch wir uns Wein geholt und uns dazu gesetzt. Und haben einfach den Moment genossen. Einen lauen Sommerabend in Berlin, kreischende Mauersegler über uns, Freunde an der Seite. Ein wahrlich schöner Tagesausklang.
Zu meiner großen Freude haben wir sogar ein paar schwäbische Bäckereien und Gaststätten gefunden, ist also was dran an dem Schwabenproblem in der Hauptstadt. Gehört haben wir jedoch keine, nur sehr sehr viele Spanier, Südamerikaner und Amerikaner. Und Franzosen und Skandinavier und und und. Zudem konnten wir uns an leckerem Kaffee erfreuen und an neuen Gastrokonzepten wie zum Beispiel am "Haferkater". Dort gibt es volles Korn im Glas in tausend Variationen.
Unser Ziel war die "Neue Heimat" auf dem ehemaligen RAW-Gelände. RAW steht für Reichsbahnausbesserungswerk und ist heute ein großes Areal mit Platz für interkulturelle Projekte, Ausstellungen, Märkten und ist Heimathafen von einigen Clubs und Bars, wie zum Beispiel dem Cassiopeia oder dem Badehaus. Inzwischen findet man dort aber auch Veranstaltungsflächen wie das Astra Kulturhaus.
Sonntags findet der "Berlin Village Market" statt. Eigentlich sind Street Food Sachen nicht so unser Ding, aber wir waren früh dort, es wurde noch kein Eintritt verlangt und es war Gewitter angekündigt, also sind wir mal schauen gegangen.
Geboten wird auf dem wöchentlichen Markt Streetfood, Konzerte, DJ's, Live Jazz, Kunst und eine schöne Umgebung mit zuteils ganz hippen Menschen. Und noch mehr Touristen, die diese hippen Menschen in ihrem Lebensraum beobachten wollen.
Drinnen war alles sehr nett gemacht und es gab neben Essen auch guten Wein, köstlichen Kaffee und schöne Drucke zu erwerben.
Wir haben uns nach dem ersten Streizug etwas in die Sonne gesetzt, gegessen und getrunken und mal wieder einfach unser Dasein genossen. Doch dann kam Katja Riemann und setzte sich direkt vor uns und all die Blicke, die von drumherum auf Sie trafen, trafen auch uns und das war mir zu viel ungewollte Aufmerksamkeit. Also raus und weiter schauen.
Draußen war Flohmarkt, Menschen saßen herum und sahen gut aus und wir sind dann zügig in den Trubel der Wahrschauer Straße abgetaucht.
Dann ging's weiter zur Oberbaumbrücke und zur Mauer. Menschen und Sehenswürdigkeiten beim Fotografieren eben dieser anschauen. Und selber Fotos machen. Hach, wäre eine richtige Kamera toll gewesen...
Wieder zurück zur Oberbaumbrücke und rüber auf die andere Seite. Dort beginnt Kreuzberg. Da war ich schon recht oft und mag die Ecke auch echt gerne.
Nach Straßenschlendern, einem kurzen Görlitzparkbesuch und leckerer Einkehr beim Vietnamesen ging es für uns dann zurück zur "Neuen Heimat" ab in den Biergarten. Es sollte mit Freunden auf einen weiteren schönen Sommerabend angestoßen werden.
Der nächste Tag war Abreisetag. Da unser Zug erst gegen 18 Uhr ging, hatten wir genug Zeit, um noch etwas zu unternehmen. Und weil wir Grün mögen, sind wir in den Tiergarten gefahren. Dort sind wir im Schatten der Hitze entflohen und haben die Ruhe genossen. Am "Neuen See" hätten wir fast eine Bootstour gemacht, aber dafür fehlte nun wirklich die Zeit. Anstatt dessen sind wir bis zum Reichstag gelaufen, haben einen Blick auf das Brandenburger Tor geworfen und sind danach weiter zur Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg gefahren.
Dort hatten wir kaum noch Zeit, sind nur kurz etwas rumgelaufen, fanden es nicht sonderlich spannend und sind nach kurzer Einkehr zur Stärkung (Glasnudel-Algen-Salat!!!) zurück nach Friedrichshain gefahren, um unsere Rucksäcke aufzusetzten und uns in den Zug Richtung Heimat zu setzen.
Fazit: Eigentlich wollten wir viel mehr leckeren Kaffee trinken, leider haben wir das nicht geschafft. Dabei hatte ich extra eine Top 10 Liste der besten Cafés der Stadt dabei. Dafür gab es um so mehr köstliches, leichtes asiatisches Essen und weniger Schwaben als erwartet. Natürlich haben wir nicht so viel gesehen von der Stadt, aber das war auch so geplant. Wir hatten andere Prioritäten. Aber trotzdem, Berlin macht es einem als Tourist wirklich leicht. Wir haben uns treiben lassen, an manchen Sraßenencken sind wir einfach irgendwo abgebogen und sind nie enttäuscht worden. Ich empfand die knappen vier Tage reich an Herzlichkeit und stark an kreativem Input. Eins steht fest, mit anderen Großstädten in Deutschland kann man die Hauptstadt einfach nicht vergleichen. Aber schön ist es auch woanders, man benötigt nur das richtige Auge dafür. Berlin, ick freu mir auf das nächste Mal!
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