Samstag, 19. September 2015

Die Nagelfluhkette im Allgäu - Warum ich wandern liebe, obwohl ich ungern bergauf lauf

Die Berge. Sie lassen mich aktuell nicht mehr los. Um Ruhe zu finden und mal richtig zu sich zu kommen, gibt es nichts besseres als zu wandern. Ich liebe es in der Natur zu sein. Immer und überall. Aber bietet das Meer Ruhe auf den ersten Blick, wollen Berge erobert werden. Und ich will erobern. Etwas machen. Entdecken. Berge rauf laufen ist für mich leider tatsächlich oft eine Qual, aber wenn die Aussicht dann endlich da ist, dann vergesse ich die Anstrenung sofort. Richtig schön sind die Pausen. Auf der Wiese sitzen und Käsebrot essen. Den Dohlen beim rumturnen zuschauen. Berggipfel zählen. Keinen anderen Gedanken nachjagen. Einfach nur froh sein über das Hier und Jetzt. 


Wie immer bei einem Wochenendausflug war am Freitag nicht mehr viel Zeit vor Ort, daher waren wir nur etwas am Alpsee bei Immenstadt spazieren. Danach sind wir auf einen Parkplatz bei der Gunzesrieder Säge gefahren und haben dort genächtigt. Diesmal war leider keine Ferienwohnung drin im Budget...



Am Samstag ging es nach einem kurzen Bad in der Gunzesrieder Ach (ich natürlich nicht!) rauf zum Hochgrat auf 1.834 m. Gestartet sind wir an der Jausenstation Scheidwang. Leider gehört ja zum Bergsteigen eben das steigen dazu. Da können jetzt alle lachen, aber ich find das immer den unangenehmsten Teil. Auch wenn ich immer sage, dass ich das Wandern liebe. Wenn ich nicht weiß wie lange es noch bergauf geht, dann geht bei mir manchmal gar nichts mehr. Da hilft auch kein "Aber wenn du oben bist, bist du wieder total begeistert." Pah! Ich will von Anfang an Aussicht und nicht die ganze Zeit nur auf den Weg achten. Aber so ist es wohl und wird wohl auch leider für immer so bleiben. Wandern ist kein Zuckerschlecken. Besonders nicht bei der sommerlichen Hitze die uns der Sommer 2015 beschert hat und der auch Ende August bei diesem Aufstieg nicht mit Sonnenstrahlen geitzte.


Oben angekommen war es aber wieder toll. Den Blick entlang der Nagelfluhkette ist schon beeindruckend. Da die Nagelfuhkette direkt am Nordrand der Alpen liegt, habe ich oben zur einen Seite eine prächtige Alpengipfelpanoramaaussicht gehabt und zur anderen ging der Blick ins immer flacher werdende Alpenvorland. Nagelfluh ist übrigens ein etwas anderer Stein als man ihn sonst bei Bergen kennt, er besteht nämlich aus eingeschlossenen, runden großen Kieseln. Das ganze sieht aus wir sehr grober Beton und bröckelt nach und nach etwas ab. Und auf dem ganzen Steingeröll läuft man da oben rum. Und sieht, wie es an einigen Stellen richtige steile Abbruchkanten gibt. Soviel dazu.


Auf dem höchsten Gipfel der Nagelfluhkette, dem Hochgrat, haben wir gepicknickt und den Dohlen beim Kampf um den besten Platz auf dem Gipfelkreuz zugeschaut. Außerdem sprangen von unser Picknickwiese auch einige Gleitschirmflieger ab. Das macht sich vor der Bergkulisse ja schon immer ganz gut.


Berg runter ging es jedoch zu Fuß, mit schöner Aussicht aufs Tal und durch viele Kühe. Seit ich letztes Jahr beim Oberstdorfer Viehscheid von einer Kuh umgerannt wurde, sind das immer etwas schwierige Situationen für mich. Darum mache ich auch ungern Fotos in der Nähe von Kühen. Diesmal habe ich mich aber getraut.


Nach der Tour sind wir wieder zu unserem Schlafplatz zurück gekehrt und haben den Tag ausklingen lassen. Begrüßt hat uns der nächste Tag mit einem tollen Monduntergang. Viel cooler als Sonnenuntergänge!


Und weil ich mich geweigert habe noch weitere Bergbesteigungen in dieser Hitze zu machen, gabs Sonntag einen Tag nach meinem Geschmack. Wir hatten vor, eine schöne, kurze, kühle Tobelwanderung zu machen. Haben wir auch getan. Aber kühl war es eher nicht. Wenigstens gab es viele schöne Wasserfälle zu sehen, und im Fluß konnte sich wer wollte auch abkühlen. Es gibt zudem die Möglichkeit, den Ostertaltobel per Canyoning zu durchqueren. Die Canyonauten bieten dies dort an. Bestimmt eine gute Einstiegsvariante, denn der Tobel ist nicht so lang und steil. Wir haben mehrfach Gruppen beobachtet, die sich von Felsvorsprüngen in die Wassergumpen plumpsen lassen haben. Was für mich. Nicht.


Ich bin ja Freund von Natur ohne Benutzung durch Funsportarten. Außer vielleicht Gleitschirm fliegen. Das sieht nämlich schön aus und macht keinen Lärm. Schaut mal, ohne Leute sieht es doch aus wie auf einer einsamen Wanderung auf einer Mittelmeerinsel, oder?!


Nach unserer kinderleichten Tobelexpedition, haben wir an einem stillen Parkplatz ein Schattenpäuschen mit Kaffe und ausgedehntem lesen gemacht. An dem Wochenende habe ich "Während die Welt schlief" von Susan Abulhawa mal eben so durchgelesen. Was für auseinanderklaffende Welten.


Gegen Nachmittag haben wir uns dann noch mal aufgerafft und sind nach Sigishofen gefahren, nicht weit entfernt von Sonthofen gelegen. Die 2-Stündige Wanderung die wir vor der Heimfahrt noch machen wollten, sind wir letzten November schon einmal gelaufen. Hier auf dem Blog findet ihr den Post unter "Das Gefühl zu wandern". Jetzt wollten wir die alte Linde auch mal mit Blätterkleid sehen. Und das war noch schöner als erwartet. Hier seht ihr die Linde im November, unten drunter im August.


Dafür sah das Tiefenberger Moos im August gar nicht so spektakulär aus wie letztes Jahr im November. Irgendwas muss ja auch im Winter besser sein!


Und was gehört zu einer richtigen Wanderung eigentlich immer dazu? Genau, die Einkehr. Wir sind am Bauerngasthof Cafe Mayr vorbei gelaufen und sind wegen unserer knurrenden Mägen dort kurzerhand in den schön gelegenen Biergarten eingefallen. Toller Ausblick! Lecker Käseteller. Thomas hatte natürlich auch ein Weizenbier. Und Kässpätzle. Danach ging es weiter durchs Tiefenberger Moos und den Krebsbachtobel zurück nach Sigishofen. Und dann leider auch schon wieder zurück nach Hause. Was für ein entspannter Tag. Was für ein Augustausklang. Der September darf sehr gerne so weiter gehen. Auf bald!

Reiseliteratur:

Rother Wanderführer Allgäu 1 von Dieter Seibert, erschienen im Rother Bergverlag

Die Hochgrat Tour hat die Nummer 26, ist eine rote Wanderung (also mittelschwer), angesetzt mit 2 Sunden und fünfundvierzig Minuten. Wir haben aber deutlich länger gebraucht.

Die Tour zur alten Linde und dem Tiefenberger Moos hat die Nummer 29, ist eine blaue Wanderung (also eine leichte Wanderung), angesetzt mit 2 Sunden. 

2 Kommentare:

  1. Die Hütte zum Einkehren sieht sehr gemütlich aus :)
    Und ich muss sagen, die Überschrift ist genial gewählt, da musste ich schon ein bisschen schmunzeln

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    1. Hej Neni, man muss ja immer bei der Wahrheit bleiben, ne!? Danke für Deinen Kommentar!

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