Ich werde die 60 potentiellen Tourteilnehmer ein komplettes Wochenende lang begleiten und über die zu bestreiteten Aufgaben kurze, bebilderte Texte schreiben, die direkt online gehen. Mach ich doch gerne! Meinen eigentlich geplanten Krav Maga Kurs für Samstag sage ich ab und buche kurzentschlossen Bahntickets in Richtung Düsseldorf. Ich muss meine Campingausstattung davor noch kurz im Schwarzwald abholen, alle Akkus aufladen, Speicherkarten leeren, meinen Rucksak packen und schon geht es von Stuttgart los in Richtung Düsseldorf.
Freitag gegen 18 Uhr bin ich auf dem Gelände der LET 2017. Ein Steinbruch in Wülfrath. Umgebaut zu einem Offroad-Parkour sondergleichen. Steile Abfahrten, schlammige Wege, Sandlöcher und Schotterpisten mit riesigen Löchern. Und viele Land Rover. Ich schockverliebe mich in den Defender. Wo ich den überall auf der Welt schon neidisch betrachtet habe! Durch kleine Flüsse und über heftige Schlaglochpisten bin ich schon gefahren. Ob in Australien, Neuseeland, auf Bali oder in Mecklenburg Vorpommern. Aber ein Land Rover fährt einfach an Dir vorbei und macht deutlich, er kann mehr als Du!
Ich bin die erste Bloggerin, die am Gelände ankommt, baue mein Zelt auf und setze mich mit Britta, die uns Blogger betreut, ins Cateringzelt. Während wir plaudern, trudeln die Teilnehmer der Endquali langsam zum Grillabend ein. Dass es direkt so nett wird hier, damit hatte ich nicht gerechnet. Wie mit so vielem nicht, was noch bevor steht.
Ich erfahre, dass die Blogger Challenge erst ab morgen startet, sich die Fahrerkandidaten aber schon heute bei einer Art Stresstest die Nacht um die Ohren schlagen werden. Wenn ich Lust hätte, dann sollte ich doch einfach mitmachen, sagt Britta. Und das mache ich.
Inzwischen ist ein weiterer Blogger eingetroffen. Jonas, ein junger Filmstudent aus Bielefeld. Die anderen Blogger kommen wohl erst spät am Abend oder morgen Früh. Auch Jonas schmeißt sich mit ins Abenteuer und begleitet eines der Teams in dieser Nacht. Ich treffe im Dunkeln immer wieder auf ihn und wir sind beide erstaunt, wie krass es um uns herum abgeht: Was von den Teilnehmern abverlangt wird, wie diese ackern und gegen die Zeit ankämpfen. Wieviel Schweiß in dieser kühlen Nacht fließt.
Die 30 Frauen und 30 Männer sind schon seit 12 Uhr auf dem riesigen Gelände des Steinbruchs unterwegs. Sie haben heute gelernt, Dreibeine und Brücken aus Baumstämmen zu bauen, Seilwinden zu benutzen, per GPS in unübersichtlichem Gelände zurechtzukommen und vieles mehr. All diese frisch erworbenen Fähigkeiten müssen sie diese Nacht direkt anwenden.
Schwere Land Rover werden milimetergenau bewegt, Materialen über Flüsse gezogen, im Sand gewühlt, Menschen gerettet, Ersatzteile über Satelitentelefon bestellt, Mountainbikes gefahren. Immer geht es im Laufschritt die steilen Hänge vom Steinbruch bergab und bergauf. Stets dabei ist Wheely, unser Reifen. Wir müssen Ihn einfach immer mitschleppen, die ganze Nacht. Warum - egal! An jeder der vielen Station gibt es ein Ersatzteil, welches ganz am Ende der Nacht noch in einen Land Rover eingebaut werden muss. Immer wieder motiviert die Gruppe sich selbst: "Wer sind wir? Team Blau!" Helfen darf ich dem Team nicht, das fällt mir schwer.
Die Teilnehmer werden von Instruktoren beobachtet und bewertet. Für soziale Kompetenz, Lösungsfähigkeit, Engagement, Schnelligkeit, für alles gibt es Punkte. Mit nach Peru kommen die sechs, welche die besten Bewertungen erhalten haben. Am Ende schafft es Anna-Lena mit der Startnummer 14 aus "meinem" Team Blau unter die Gewinner. Und das zurecht, auch mir war sie in dieser Nacht bereits positiv durch ihre mitreißende Art aufgefallen.
Schon ich als Beobachterin der Endqualifikation bin über mich hinaus gewachsen. Ein paar Prüfungen habe ich mitgemacht. Bin Offroad gefahren, habe meine Geschicklichkeit und meine Teamfähigkeit auf die Probe gestellt. Bin im Klettergarten aus 11 Metern Höhe gesprungen und habe meine Ängste überwunden. Ansatzweise kann ich somit nachvollziehen, wie kräfteraubend und erlebnisreich die Tage für die Teilnehmer gewesen sind. Viele haben zwischendurch einfach nur noch nach Luft und Worten gerungen. Zumeist brachten sie aber immer noch den Begriff "Spaß" heraus. Strahlende Augen sagen eh mehr als tausend Worte. Und ich freu mich einfach darüber, was ich alles Tolles selbst ausprobieren konnte. Und über die neuen Erkenntnisse, die über mich selbst gewonnen habe - Nerven behalten bei 110 % Gefälle, das bin ich!
Nachtrag: Ich fahre leider nicht nach Peru. Aber Schwamm drüber, ich hatte ein tolles Wochenende in Wülfrath!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über jeden Kommentar. Und wenn er nett ist noch viel mehr!