Donnerstag, 4. Juni 2015

Mit dem Auto auf Trallafitti - praktische Tipps für Campen mit und im Auto

Meine ersten Reisen und Urlaube sahen lange Zeit so aus, dass wir einfach alles für's Campen rein in meinen Nissan Micra gepackt haben und dann los gefahren sind. Meist ohne Plan, aber zumindest mit Straßenatlas. Die hinteren Sitzbänke haben wir umgeklappt und hatten so Platz für ein Zelt, Schlafsäcke, Isomatten, Stühle, einen Tisch, einen riesigen Ghettoblaster, einen Gaskocher mit Topf und unsere Klamotten. Das war es. Fertig, los. Abenteuer!!


Das war sehr basic und wir sind immer auf Campingplätze gegangen, meist für 2-3 Nächte an einem Ort. Das Zelt jeden Tag neu auf- und abzubauen fanden wir zu nervig. Von einem Pop-Up-Zelt konnten wir um 2001 nur träumen. Dann war mein Micra Schrott und wir haben uns zusammen einen alten VW T3 gekauft, mit dem wir viel unterwegs waren. Auf den Lofoten, in der Bretagne, bis runter nach Portugal... Keine Campingplätze mehr, wir haben uns einfach ein feines Plätzchen ausgewählt und die Freiheit genossen. 



Dann hat auch den Bus das Zeitliche gesegnet und ein Kombi kam vor die Tür. Der Dacia Logan MCV hat den Vorteil, dass er hoch und lang ist. Wenn die Rückbank draußen ist, dann passt wunderbar eine Matratze rein, Campingkram in Kisten hinter die Vordersitze und fertig ist der Campingkombi. Unsere Kleidung habe ich in 2 IKEA Taschen, so können diese flexibel und platzsparend verstaut werden. Wir haben uns nach etwas Rumtesterei gegen einen Aus- oder Umbau des Wagens entschieden, wir verstauen unsere Sachen lieber auf den Sitzen vorne wenn wir schlafen und genießen den vielen Platz hinten. Stehen kann man natürlich nicht, aber immerhin sehr gemütlich sitzen und bestens schlafen. Und man fällt gar nicht auf mit so einem Auto. Auch gut ist, dass man unter allen 2-Meter Beschränkungen für Wohnmobile (besonders verbreitet an den Stränden Frankreichs) problemlos hindurchfahren kann. So ist selbst an der Atlantikküste immer ein Platz in der ersten Reihe für uns reserviert.


Also warum unser Im-Auto-Schlafen-System nicht auch mit anderen Autos in anderen Ländern ausprobieren? In Australien haben wir dies das erste mal ausgetestet, mit einem Nissan X-Trail. Passt mit Isomatten wunderbar. So viel Platz! Da unsere Pläne sich damals öfter mal geändert haben, hatten wir verschiedene Autos, mit allen hat das Campen wunderbar funktioniert.


Wir  haben vor Ort viele Leute getroffen, die ähnlich unterwegs waren wie wir. In alten Bussen, Jeeps und Vans, immer mit kreativen Möglichkeiten, den Platz im Auto möglichst gut zu nutzen. Gezeltet haben wir daher recht selten, nur am Beginn der Reise, als wir noch kein Auto hatten.


Am Ender der Reise konnten wir wegen des Ausbruchs des Eyjafjallajökull auf Island noch eine Weile länger bleiben, das führt dann auch zu unserem bislang teuersten, weil direkt vor Ort gebuchten Mietwagen, einem Toyota RAV 4.


Langfristig Mietwagen vorbuchen zu können spart doch Geld. Wir suchen unsere Mietwagen meist über billiger-mietwagen.de. Bisher haben wir immer ganz gute Erfahrungen gemacht, auf Neuseeland ist uns jemand in den Wagen gefahren und wir haben sofort einen anderen bekommen. Hin und wieder mussten wir Reifen wechseln oder flicken lassen, auch dafür haben wir stets das Geld zurück bekommen. 

Wir haben die ganze Auto Geschichte inzwischen auf Tasmanien, Teneriffa, Sardinien und mehrfach in Australien gemacht. Auf Sardinien hatten wir einen Opel Astra Caravan, der hatte zwar nicht so viel Platz wie die SUV's in Australien, aber es hat auch ganz gut geklappt.


Auf Kreta war uns ein Kombi zu teuer und wir waren mit einem Nissan Note und Zelt unterwegs, ging auch super.


Das schönste Erlebniss für mich war allerdings die Erkenntnis, dass manchmal Sachen machbar sind, die ich für wirklich für absolut unmöglich halte. Auf Neuseeland waren wir im normalen Miet-Kombi unterwegs, mit einem Subaru Legacy. Ging auch super, wir hatten nach Neuseeland noch eine Zeit in Westaustralien geplant und ich hatte keine Lust mehr, im Auto zu schlafen. Wir haben uns erkundigt und haben tatsächlich einen Camper für kaum mehr Geld als ein normales Auto bekommen. Da war ich baff, sprachlos und sehr, sehr Glücklich! Buchen kann man günstigere, schon etwas ältere Camper u.a. bei Cheapa Campa, einer Tochterfirma von Apollo. Unserer war optisch dann sogar noch ein Apollo Camper. Und er war noch bestens in Schuss. Die schönste Zeit ever war die mit dem Bus. Hach...


Und weil ich jetzt so viele kleine Tipps gegeben habe, die ja vielleicht auch für andere potentielle Auto-Camper interessant sind, fasse ich das ganze noch mal ausführlichst zusammen.
Welche Autos sind für das Camping im Auto zu empfehlen? 

Am besten natürlich ein VW Bus. Aber wenn es den nicht gibt müssen Alternativen her. Gute Mietwagen-Erfahrungen gemacht haben wir mit:
  1. Ford Explorer (Monster-SUV mit sehr viel Platz und großem Durst)
  2. Nissan X-Trail (ein etwas dezenterer und sympathischerer SUV)
  3. Opel Astra Caravan
  4. Ford Focus Kombi (der Tank von unserem machte nachts aber nervige Geräusche)
  5. Subaru Legacy Kombi (Manko: rahmenlose Fenster hinten nicht geeignet für als Mückengitter genutzte Window-Sox; das japanische Bordsystem plappert zuviel Kauderwelsch, wenn man nachts die Fenster hoch oder runter macht)
  6. Toyota RAV 4 
Meistens in der Miete etwas günstiger als klassische Kombis sind Vans, der Renault Kangoo ist zum Beispiel sehr gut geeignet (Schiebetür)

Welche sind als Mietwagen auf Reisen NICHT geeignet?

  1. Der Peugeot Bipper Teepee ist zu klein
  2. VW Caddy mit ausbaubaren Sitzen (wenn man die Sitze irgendwo lassen kann super, sonst sehr unpraktikabel)
  3. Dacia Logan MCV (bei der Einfachversion ohne getrennte Rückbank muss diese zum Schlafen ausgebaut werden, dann aber super viel Platz, die Grundausstattung ist dann besonders geeignet weil ohne elektrische Fensterheber und solchen Schnickschnack); wie geeignet die Versionen mit getrennter Rücksitzbank weiß ich nicht.
Deine Must-haves für das Campen mit und im Auto:

  1. Window SOX UV-Schutz als Mückennetz und Sichtschutz
  2. Stirnlampen
  3. Ein Navigationsgerät für ganz Europa (per Favorit kann man gute Stellplätze einspeichern und somit auch wiederfinden)
  4. Reise- und Wanderführer, z.B  Mit dem Wohnmobil nach...
  5. Iso-Matten oder Matratze
  6. Bettdecke und Kissen
  7. Campingtisch
  8. Campingstühle oder Crazy Creeks (die bekommt man inzwischen auch als günstigere Varianten)
  9. Primus ETAPower EF Gaskocher. Klein, leicht und dank Piezozündung braucht man kein Feuerzeug. Wir haben uns noch einen Adapter gekauft, so können wir verschiedene Gaskartuschen nutzen. Der komplette Kocher passt zusammengebaut in den Topf und ist so auch beim Fliegen oder Wandern sicher und platzsparend zu transportieren.
  10. Zu Hause eine elektrische Kühlbox, wenn man per Flugzeug unterwegs ist, zumindest eine kleine faltbare Kühltasche. Auch wenn es in warmen Ländern da drin nicht wirklich kalt bleibt, wenn die erste Milch ausläuft freut ihr euch, dass nicht alles versaut ist sondern nur die Tasche. 
  11. Desinfektionsmittel für die Hände
Campen leicht gemacht

Zu Hause haben wir eine Kühlbox, die genau hinter den Fahrersitz passt, zusammenfaltbare Stühle, die hinter den Beifahrersitz passen. Unseren Campingtisch sowie die Crazy Creeks haben wir unter der Matratze verstaut. Die Crazy Ceeks eignen sich super, um am Strand zu sitzen, auf lehnenlosen Bänken oder auf nassen Untergründen. 

Außerdem haben wir für Kurzausflüge eine Kiste mit unseren Küchensachen und Vorräten dabei. Wenn wir im teuren Skandinavien unterwegs sind, dann nehmen wir noch eine weitere Kiste für Einkäufe mit. Die Kisten kann man gut mit Spanngurten schließen und festzurren.

Wenn wir per Flugzeug und somit per Mietwagen unterwegs sind, nehmen wir eine faltbare Kühltasche mit. Da kommen dann auch Öl und schwerere Dinge wie Dosentomaten rein. Außerdem bin ich ein großer Fan von Büddeln. Auf Hochdeutsch: Beutel. Gut sind verschiedene Farben, dann kann man sie besser finden und außeinander halten. Wir machen das dann so, dass in einen Büddel der Topf und der Schwamm und das Spüli kommen. In den Nächsten Büddel kommen das Besteck und Klipps, dann noch einen Beutel für Teller, Tassen und Schälchen.
Eine größere Tasche nehmen wir dann für Lebensmittel, wie zum Beispiel für Cous Cous, Nudeln, Tee, Gemüse und so weiter. Das alles ist natürlich unsere "Ordnung", aber um Sachen im Chaos des im Auto campens wiederzufinden, ist die Büddel-Methode bei uns inzwischen  altbewährt. Und wenn der eine etwas sucht, kann der andere durch Farbangabe oder den Aufdruck des Büddels die Suchrichtung vorgeben. Sehr praktisch. Auf jeden Fall gibt es immer noch einen Kulturbeutel-Büddel mit Sonnencreme, Medikamententasche und Hygieneartikeln drin. 

Soweit so gut. Mir fällt bestimmt noch das ein oder andere hierzu ein, ich werde das ganze hier daher wohl immer mal aktualisieren.

Zum Schluss noch etwas was mir sehr am Herzen liegt. Campen bedeutet für mich, dass man eine Nacht an einem Ort verbringt und danach den Platz wieder verlässt und dieser genau so aussieht als wäre man nie da gewesen. Daher heißt es: Jeglichen Müll in Müllbeutel packen und wieder mitnehmen. Den Abwasch niemals in Flüssen erledigen (eine gute Alternative: alle Essensreste in den Müll, danach das Geschirr und Topf gut mit feuchten Tüchern auswischen und mit Wasser abspülen). Pipi muss jeder mal, aber wirklich niemand muss Tempos oder Klopapier zurück lassen. Das gehört alles eingepackt und in den Müll. Kein Feuer machen, keine Äste und Zweige entfernen, am besten sogar Müll, der schon herumliegt in den eigenen packen. Da bricht sich niemand ein Zacken aus der Krone.

Und jetzt bitte Sachen packen und Raus!

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