Bevor die nächste große Reise beginnt, sollte ich meine letzte eigentlich erstmal ordentlich verarbeiten. Und eine Geschichte wollte ich unbedingt noch erzählen. Keine "Da müsst ihr hin" Geschichte, und schon wieder keine Top-Tips... Sondern einfach eine kleine Geschichte, die sich aus dem was wir so gemacht haben entwickelt hat. Und mir irgendwie berichtenswert erscheint. Doch lest selbst.
Chiang Mai wird Thailandreisenden sicherlich etwas sagen, das ist die wichtigste Stadt im Norden des Landes und fast jeder Tourist landet irgendwann dort. So auch wir. Nach ein paar Tagen in der echt tollen und aufregenden Stadt hat es uns aber ins Umland verschlagen. Wir sind von Chiang Mai weiter nach Chiang Dao gereist, der kleine Ort liegt etwa 80 km nördlich.
Dort ist es schön idyllisch ruhig und deutlich naturnäher als in der Touristenhochburg Chiang Mai. Dominiert wird die Landschaft vom mit 2.225 m drittgrößten Berg Thailands, dem Doi Luang, hier im Hintergrund gut zu erkennen. Ein ordentlicher Klotz in der Landschaft.
Diesen hätte Thomas sehr gerne bestiegen, aber uns war die Orga mit Guide und Fahrdienst etwas zu kompliziert, daher haben wir uns damit begnügt einfach so durch den Wald zu streifen.
Aufgrund von etwas versteckten Wegen war das ein ziemliches Abenteuer. Aber schön. Nur Tiere haben wir keine zu Gesicht bekommen. Am nächsten Tag haben wir uns zur Abwechslung Fahrräder ausgeliehen und konnten so etwas weitläufiger die Gegend unsicher machen.
Dabei haben wir unseren Lieblingsladen direkt an der Hauptstraße entdeckt, leider hab ich mir den Namen nicht gemerkt. Aber da gab es leckerste Kaffeespezialitäten, köstliches Essen (ich träume noch heute von dieser Suppe) und viel Klimbim im Garten, welches von den Thais sehr gerne mit sich selbst, Freunden oder Familienmitgliedern zusammen fotografiert wurde.
Abends sind wir mit knurrenden Mägen an kleinen Läden vorbei gekommen und wollten uns was zu essen kaufen, leider war die Auswahl für so planlose Europäer wie uns etwas problematisch. Wir haben daher nur Getränke gekauft, das war spannend genug. Und an unserem Fahrradtag sollten wir auch noch anderweitig an Essen kommen, dazu aber später mehr.
Zu Fuß ging es fast jeden Tag rauf zum von unserer Unterkunft sehr nahegelegenen Wat Tham Pha Plong, eine traumhaft gelegene Tempelanlage.
Abends und morgens war die Stimmung dort am allerschönsten, zudem konnten wir auf dem Weg hin und zurück auch noch ein paar Vögel beobachten, für den Vogelreichtum ist die Gegend bekannt.
Außerdem ist Chiang Dao berühmt für seine Höhlen. Diese sind natürlich zu besichtigen, in ihnen stehen einige heilige Statuen. Ich bin jedoch prinzipiell nicht so ein riesen Höhlen-Fan. Darum gibt's auch keine Fotos vom Höhleninneren...
Vor dem Eingang zu den Höhlen gibt es allerdings eine überwucherte Tempelanlage zu bewundern und einen kleinen Markt auf dem es allerlei Heilpflanzen zu kaufen und zu testen gab. Das fand ich wiederum sehr interessant und vor allem amüsant. Mir wurde ein Sekret aus eingelegter Schlange auf die Hand getupft. Glaube ich. Ist aber nichts passiert, weder Gutes noch Schlechtes.
Auch konnte ich hier wie immer nicht erkennen, ob es sich bei den hinter Tischen sitzenden Menschen, mit vielen Zettelchen vor sich liegend, um Eintrittskarten- oder die weitverbreiteten Losverkäufer handelte.
Nach unserer Fahrradtour haben wir uns an 2 Tagen einen Roller ausgeliehen, um die weitere Umgebung zu erkunden.
So konnten wir noch weiter entfernt liegende Tempelanlagen anschauen und auf kleinen Märkten umherstreunern. Am wichtigsten war es aber wohl, erste Fahrerfahrungen mit dem Roller zu sammeln, dann das wollten wir im Laufe der Reise noch öfter machen.
Zusammenfassung: Wir sind per Fahrrad oder Roller durch die Gegend gefahren, haben den Urwald unsicher gemacht, Tempel besichtigt, sind durch dunkle Höhlen spaziert und haben so die Tage verbracht. Ganz nach dem Motto: genießen, bestaunen und immer schnell vor streunenden Hunden in Sicherheit bringen. Ganz normale Tage in Thailand. Doch ein Tag war anders. Und das kam so.
Wir waren mit unseren Fahrrädern unterwegs, als es schon dämmerte. Wir hatten Hunger und Durst. An den Läden am Straßenrand gab es nichts, was wir schnell essen konnten, kleine Garküchen waren nicht auffindbar. Wir kamen an einem kleinen Dorf vorbei, in dem auf dem Hauptplatz viele Menschen an Tischen saßen und wir dachten es sei ein Nachtmarkt. Also Räder abgestellt und nichts wie hin. Langsam geschnallt, "Das ist kein Markt hier. Das ist ein Fest."
Die Karaoke auf der kleinen Bühne, die wir zuvor nicht gesehen hatten ging los. Seichter Thai-Pop, vorgetragen von den Gästen der Veranstaltung. Und dann dämmerte es uns langsam, wir waren wohl in eine private Hochzeitsfeier reingeplatzt. Doch bevor wir wieder gehen konnten, waren wir schon von den Einheimischen umlagert und wurden freundlichst zum Bleiben gedrängt.
Wir bekamen Trinken und Essen gereicht. Was soll ich sagen, ich war komplett überfordert. Ein Thai sprach 3 Brocken Englisch und wich uns nicht mehr von der Seite, ansonsten haben wir uns nur mit Händen und Füßen verständigt. Lost in Translation! Da Thais gerne und viel lachen und über und mit uns Farangs (so werden blassgesichtige Langnasen in Thailand genannt) sowieso, war alles aber ganz lustig. Bis wir für das Brautpaar Karaoke singen sollten. Da ging bei mir nichts mehr. Thomas konnte nach etwas Überlegung genug Mut aufbringen um der Hochzeitsgesellschaft den Wunsch zu erfüllen. Und ging tatsächlich nach vorne.
Alle waren sehr an uns interessiert, alle Blicke auf mich und noch mehr auf Thomas vorne an der Bühne gerichtet. Unser "Übersetzer" (der Mann mit Hut) half etwas bei der technischen Umsetzung des Vorhabends, es dauerte nämlich eine Weile bis sich auf einen Song geeinigt wurde. Und zwar einen mit englischen Untertiteln, das war gar nicht so einfach. Die Wahl fiel auf Michael Jacksons "Billie Jean".
Dann hat Thomas performt. Aber sowas von! Gesungen und getanzt hat er, grandios. Und wer ihn nicht kennt, dem sei gesagt: er macht so etwas nicht! Weder singen noch tanzen noch auf Bühnen stehen. Ich war und bin bis heute immer noch sehr begeistert von seinem Auftritt und seinem Mut.
Im Laufe des Liedes wurde er noch von dem Übersetzer etwas auf der Bühne unterstützt und die Gäste waren sehr freundlich und höflich und haben auch fleißig getanzt. Ich hätte mich das nie im Leben getraut und bin sehr froh, dass Thomas dem Brautpaar und den Hochzeitsgästen den Gefallen gemacht hat. Soweit ich weiß, bringen Farangs auf einer Hochzeit dem Hochzeitspaar Glück für den gemeinsamen Lebensweg.
Wir wurden dann später, wie in Thailand üblich, auch um eine Spende gebeten. Wir wussten nicht genau was wir machen sollten und hatten nicht viel Geld dabei. Wahrscheinlich haben wir letztendlich zu wenig gegeben, wir waren aber doch auch etwas überfordert in der Situation. Dennoch sind wir ordentlich gefeiert worden. Und die Performance von Thomas war eh sehr viel mehr Wert, als alles Geld in unseren Taschen. Danach haben wir uns freundlich verabschiedet und sind nach Hause geradelt. Was ein Tag!
Malee´s Nature Lovers Bungalows hieß unsere Unterkunft. Da gabs immer ein lecker Frühstück, einen kleinen feinen Garten mit Pool und viele tolle Schmetterlinge.
Es gab dort sogar mehrere Geisterhäuschen, original mit bunten Lichterketten geschmückt. Beides, Häuschen wie Lichterketten, gehören zu Thailand wie echtes Curry und Karaoke.
Also, wenn ihr mal richtig was auf euren Reisen erleben wollt, ladet euch einfach auf eine private Feier ein. Ob alle Gastgeber darüber so erfreud sind wie unsere, dass sei allerdings dahingestellt!
Teil 1 unserer Thailand und Laos Erlebnisse findet ihr hier.
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