Donnerstag, 16. Juli 2015

Berlin kann jeder, Duisburg muss man wollen

Auf Trallafitti. Ein Begriff aus dem Ruhrgebiet. Nicht nur, was die Sprache angeht, bin ich ein Kind der Ruhrpotts. Geboren und aufgewachsen bin ich dort. An der Universität Duisburg-Essen habe ich studiert, Essen ist "meine" Stadt. In Mülheim habe ich gewohnt und Duisburg... na ja, da war ich mal im Zoo, oder an der Sechs-Seen Platte. Aber ansonsten habe ich mich von Duisburg ferngehalten. Irgendwie hat die Stadt ein mieses Image, sorry an alle Duisburger! Okay, ich komme aus Mülheim und da mag man Duisburg halt nicht so sehr. Und was man immer in den Medien liest...


Und was habe ich letztens gemacht? Ich habe meine alte Heimat besucht und habe tatsächlich Duisburg besichtigt. Und jetzt nicht nur den Landschaftspark Nord oder den Innenhafen, also die Sahneseiten der Stadt. Nein! Schön in die Innenstadt bin ich mit meinem Bruder. Nee, watt war datt schön!


Fangen wir vorne an. Geparkt haben wir beim Grammatikoff. War noch früh am Tag und nichts los, dafür stand die Sonne aber so, dass eigentlich fast alle Fotos nichts geworden sind. So ist das nun mal... Am Dellplatz wurden also noch die letzen Blümchen auf den Tischen verteilt und es sah richtig nett aus. Aber ich wollte ja was sehen, darum ging's direkt weiter ins Straßengewirr. 


Das schöne an Duisburg ist, wo Bargeld dran steht, gibt es tatsächlich auch welches. Ich hatte direkt eine Bar mit dem Namen im Kopf. Gibt's ja häufig. Namen vom Vorbesitzer übernehmen und ein Lokal aufmachen. Also wenn ich den Eckladen an der Neuen Marktstraße erweben würde, der Schriftzug müsste bleiben! Noch ist es aber ein Pfandleihhaus. Mal die Gentrifizierung abwarten!


Am Dellplatz steht dominant eine sehr schöne Kirche, St. Joseph wacht über seine Schäfchen dort. In der Ecke begann außerdem meine Duisburger Fahrradliebe. Überall haben sie danach an diesem Tag auf mich gewartet, bunte Fahrräder. Sehr sympathisch.


Wir sind den Vormittag etwas umhergestreunert, haben in die Innenstadt geschaut, waren bei Onkel Stereo und ich habe mir all die schönen Dinge angeschaut, die es dort zu kaufen gibt. Und ein Büddel "New York, Paris, Duisburg" ist jetzt auch in meinem Besitz. Außerdem ist der Titel dieses Textes von Onkel Stereo inspiriert, oder sogar geklaut. Das T-Shirt mit dem "Unter Schicht" Aufdruck lag in der Auslage eines anderen Ladens tatsächlich genau so da wie auf dem Foto. Manchmal ist die Realität schon gemein.
 

Die Innenstadt ist allgemein gar nicht so schlimm, wie ich immer gedacht habe. Woanders würde man teilweise sogar von Charme reden. Besonders gut gefallen hat mir das Café Dobbelstein. "Erstes Café im Ruhrgebiet - seit 1858"! Wenn das mal nichts ist! Und um hier keinen falschen Eindruck zu erwecken, das Foto von der Hauswand der Konditorei ist die Rückseite des Hauses. Vorne sieht es deutlich einladender aus.

 

Das Dobbelstein verkauft neben süßen Dobbelsteinen auch vegetarischen Rehrücken (siehe Foto eins weiter unten). Das find ich ja leider sehr witzig. Wir hatten aber noch keinen Kuchenhunger und haben uns in einer Eisdiele nur ein lecker Eis gekauft.


Und auch das ist Duisburger Innenstadt: "Wir kaufen und verkaufen alles." Gefällt mir.


Was mir aber viel mehr aufgefallen ist, neben der typisch langweiligen Innenstadtbebauung, von der sich leider kaum eine deutsche Stadt freisprechen kann, gibt es viele tolle Altbauten mit schönen Fassaden in den Nebenstraßen. Da hatte ich viel zu gucken.


Wäre es eine andere Stadt, die Leute würden sich die Finger danach lecken. Am schönsten finde ich Häuserfassaden, bei denen die eine Seite schon restauriert wurde und die andere Hälfte noch darauf wartet, wachgeküsst zu werden. Schaut mal: grün/weiß vs. braun.


Essen waren wir mittags auch eine Kleinigkeit. Dafür sind wir in die Krümelküche gefahren. Dort gibts vegane Gerichte und das ist ja was für mich. Also doch keine Einkehr im Biergarten vom Grammatikoff (oben), sondern in der Krümelküche (unten).  


Zum Abschluss unseres Stadtbummels durch Duisburg haben wir noch etwas ganz Gewagtes unternommen, mein Bruder und ich. Wir sind in die Vulkanstraße. Rotlichtbezirk. Aber dort bin ich fototechnisch etwas vorsichtiger gewesen, die Jungs von den Banditos mit ihren auf den Hals tätowierten Knarren haben mir doch etwas Respekt eingeflößt, als sie uns so beobachtet haben.


Also nur ein kleiner Rundgang dort und dann war der Duisburgausflug auch schon vorbei. Noch ein Blick auf den Stadtwerketurm und eine sehr schicke Hausfassade davor und dann weiter auf die Halde Hoheward nach Herten, die kannte ich nämlich auch noch nicht. Tschüss Duisburg, Du hast mir gut gefallen. Du bist nicht schön, aber du hast Charme. Und ich weiß, ich komme wieder, denn es gibt noch so viel zu sehen! Tschüsschen!

Ich war inzwischen noch mal in Duisburg. Und zwar in Duisburg Ruhrort.

11 Kommentare:

  1. Ein schöner, kleiner Streiffzug durch meine Hood (hihi), aber du warst ja nur im Dellviertel.
    Es gibt noch viel, viel mehr schönes in Duisburg zu sehen! Vor allem wenn du Altbauten magst, sei dir Ruhrort ans Herz gelegt. Aber das schönste hier ist noch immer die offene Art der Menschen. Deswegen lebe ich hier.

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  2. Da hast du dir aber auch treffsicher die "charmanten" Teile ausgesucht. ;)
    Ich persönliche liebe ja so ziemlich jede Ecke meiner Herzensstadt – aber es gibt definitiv noch schönere Fleckchen als die, die du besucht hast.
    Ich widerspreche also vehement und sage: Duisburg ist nicht nur charmant, sondern auch wirklich schön. Und ich trete gerne den Beweis an, wenn du mal wieder in der Ecke bist. :)

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  3. Schön, dass du mal wieder im Pott warst :-)

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  4. Ganz toller Artikel!
    Schönere Städte gibts mit Sicherheit, aber das mit dem Charme hast Du schön gesagt!
    Bis bald in Duisburg!

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  5. So ein schöner Reisebericht. Gut, dass Du Dich getraut und es gewollt hast :)

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  6. Ein toller Post :) und schöne Fotos. Es freut mich immer, wenn ich was positives über Duisburg lese/höre :) Die doofen negativen Kommentare kann ich mir nämlich langsam nicht mehr anhören.
    Natürlich hat auch Duisburg schöne Ecken. Deine Fotos von den bunten Häusern gefallen mir übrigens besonders gut. Da haben wir hier in Rheinhausen auch ein paar von.

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  7. Der Artikel ist wirklich super!
    Für einen Meidericher ist es natürlich immer toll, wenn die eigene Stadt zur Abwechslung auch mal schön dargestellt wird! :-)

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  8. Ich kann mich den vielen positiven Kommentaren nur anschließen und hoffe, dass noch viele Menschen diese Duiburg-Erfahrung teilen werden. Dann kann es mit dem Image auch mal wieder aufwärts gehen.

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  9. Ich verstehe nicht, warum die Leute Duisburg immer mit einem schlechten Image verbinden.

    Diese Einleitung finde ich auch unschön....

    "Irgendwie hat die Stadt ein mieses Image, sorry an alle Duisburger! Okay, ich komme aus Mülheim und da mag man Duisburg halt nicht so sehr. Und was man immer in den Medien liest..."

    Schon mal in Neukölln oder am Kottbusser Tor gewesen ?


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    1. Hallo Anonym,
      das ist eine überspitzte Formulierung. Ich spiele mit Vorurteilen, denn die gibt es. Ich hoffe im Artikel ist zu erkennen, wie schön ich es in Duisburg finde. Und ja, ich war auch schon woanders.
      Viele Güße, Tine

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