Auf Bali war ich insgesamt dreieinhalb Wochen. Per Mietwagen ging es einmal rund um die Insel, Ziel war es auch ein paar Tage auf Lombok, der Nachbarinsel zu verbringen. Bali hat allerdings so viel zu bieten, dass es dafür nicht mehr gereicht hat. War aber nicht schlimm.
Die erste Nacht habe ich in einem Bungalow in der Nähe vom Ngurah Rai International Airport verbracht und zwar in Canggu, am Berawa Beach. Zum Ankommen ein wunderbarer Ort, nicht so überlaufen wie Kuta und Seminyak, aber trotzdem gibt es dort auch endlose Strände, nette kleine Cafés und Strandbars. Mein erstes Bintang-Bier und die erste Bali-Kokosnuss habe ich hier getrunken, also ein historischer Ort. Allerdings wird überall gebaut und so wenig überlaufen wie aktuell, wird es in Canggu wohl nicht mehr lange sein.
Das nächste Ziel war Ubud, wer sich etwas mit Bali beschäftigt weiß, um Ubud kommt man nicht rum. Ubud ist ein netter, trubeliger Ort im Landesinneren, gelegen inmitten von Reisfeldern und vielen, vielen Tempeln. In Ubud gibt es einiges zu sehen, Museen, Sehenswürdigkeiten und vielfältige Shopping-Möglichkeiten.
Viele Baliurlauber verbringen hier den Großteil ihrer Zeit, im kulturellen Zentrum der Insel. Ich habe mich wie immer einfach nur relativ planlos treiben lassen, bin in schmalen Gassen verlorengegangen und habe wirklich fantastische kleine Warungs (indonesisch "Lädchen") gefunden und dort sehr lecker gegessen. Ubud ist ein Paradies für Vegetarier und Veganer, also auch eins für mich. Außerdem gibt es richtige Cafés und so ein guter Cappuchino ist doch auch mal eine schöne Abwechslung zum sonst gern genommenen Bali-Coffee. Vor allem weniger süß. Dazu gab es vegetrische Saté Spieße, veganes Sushi und leckere Sommerrollen. Kulinarisch habe ich mich dort im 7. Himmel befunden!
Kopi Luwak, Katzenkaffee, habe ich nicht getrunken. Die Schleichkatzen werden inzwischen unter nicht sehr schönen Verhältnissen gehalten und bekommen fast ausschließlich Kaffeebohnen zu fressen. Diese scheiden die Tiere wieder aus und daraus wird der Kopi Luwak hergestellt. Dieser ist wahnsinnig teuer und natürlich perfekt geeignet um Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Aber die Zeit als die Bohnen noch mühsam vom Waldboden aufgesammelt wurden, sind schon eine Weile vorbei. Und nicht überall bekommt man auch wirklich diesen speziellen Schleichkatzen-Kaffee, sondern einfach ganz normalen, zu einem nicht allzu günstigen Preis. Und ehrlich gesagt, wer schmeckt denn schon den Unterschied?
Was auch wirklich alle auf Bali machen, ist sich einen Roller zu mieten. Kostet kaum etwas (3 Euro am Tag, mal mehr mal weniger) und vergrößert den Bewegungsradius doch erheblich. Also habe ich das auch gemacht und bin so durch die Reisfelder gedüst. Auch hier überall schöne, luftige Einkehrmöglichkeiten und viel leckeres Essen. Von den Sehenswürdigkeiten habe ich mich für die schattigste Variante entschieden und habe den Monkey Forest besucht. Dort hat es mir erstaunlich gut gefallen. Denn wenn man selbst keine Nahrungsmittel dabei hat, lassen einen die Affen auch in Ruhe. Ansonsten werden die Tiere schon mal etwas zudringlich. Und so konnte ich einfach den Schatten genießen und den Äffchen bei ihrem Treiben zusehen.
Ein Muss: Durch Reisfelder fahren und laufen. Diese sind oft wunderschön kunstvoll angelegt und können ganz schön mit ihrer Schönheit beeindrucken. Nach den Tagen in Ubud ging es weiter nach Sanur und dort wurde der Mietwagen für die nächsten Tage in Empfang genommen. Das Autofahren auf Bali ist ansich kein großes Problem, man sollte halt sehr aufmerksam fahren und niemals auf sein eigenes Recht bestehen, sondern gemeinsam mit den anderen Verkehrsteilnehmern fahren. Und viel Hupen. Nur in den Bergen fand ich die Straßen oft viel zu klein und den LKW-Verkehr viel zu heftig.
Nächster Stop Candidasa. Einst ein Ort mit schönem Sandstrand, von dem ist heute leider nicht mehr viel übrig. Durch Dynamitfischerei und Korallenabbau zur Betongewinnung für die neuen Hotelanlagen der Touristenorte wie Kuta, wurden die Korallenbänke vielerorts auf Bali komplett zerstört. Jetzt blickt man vom Ufer in Candidasa auf Wellenbrecher und sucht feinen Sandstrand vergeblich. Der wurde weggespült. In der Umgebung gibt es noch kleine Buchten mit Sand, dort ist es dann auch wirklich wunderschön. Jedoch niemals einsam, Warungs und Sonnenschirme stehen an jedem noch so abgelegenen Strandabschnitt.
Tempel gibt es auf Bali an jeder Ecke. Anders als die restlichen Indonesier sind die meisten Balinesen keine Muslime sondern Hinduisten. Fast jede Familie hat, je nach finanziellen Möglichkeiten, einen eigenen Tempel auf ihrem Grundstück stehen. Überall, wirklich überall, stehen Opferschalen und rauchen Duftstäbchen. Man stolpert regelrecht von einer Opfergabe in die nächste. Gerade die Vögel und Hunde freuen sich sehr über den Reis der ihnen so serviert wird. Auch Prozessionen bekommt man als Tourist regelmäßig mit, der Glaube und die Religion sind auf Bali fest im Alltag verwurzelt und werden überall auf der Insel gelebt.
Von Candidasa aus ging es in die Berge. Die Straßen wurden kleiner und enger, die Panoramen immer sehenswerter und die Temperaturen langsam etwas angenehmer. In Sidemen gab es dann auch eine der tollsten Unterkünfte der Reise, mit einem traumhaften Ausblick auf den Gunung Agung, den mit 3142 Metern höchsten Vulkan Balis.
Dazu ein sehr toll gelegener Pool und viele Reisterrassen und Spaziermöglichkeiten. Wäre das Zimmer länger frei gewesen, ich hätte noch ein paar Tage einfach dort sitzen können und den Wolken vor dem Gunung Agung beim ziehen zuschauen können.
Aber leider war das Zimmer nur 2 Nächte frei und schon ging es ungewollt wieder weiter. Eine Nacht waren wir an einem Ort an der Nordküste bei Singaraja, die Unterkunft hieß Villa Boreh Beach Resort & Spa. Insgesamt hat es mir dort nicht so gut gefallen, da es gar keinen Strand gab. Dafür ist es dort wirklich sehr ruhig und gibt wenig Touristen. Ich weiß jetzt aber auch warum. Darum lasse ich die Ecke dort mal unter den Tisch fallen.
Es ging danach direkt wieder in die Berge, nach Munduk. Ein verschläfenes Örtchen oberhalb der beiden Vulkanseen Tamblingan und Buyan. Dort können kleine Wanderungen gemacht werden zu mehreren Wasserfällen, ganz ohne Guide. Außerdem besteht die Möglichkeit an dem kleineren der Seen eine schöne Tour zu machen, teils per Boot, teils zu Fuß.
Ich hatte allerdings etwas Wetterpech, es hat doch sehr viel geregnet als ich dort war. Daher habe ich mich auf eine Wasserfallwanderung (unter Nelkenbäumen und durch Kaffeesträucher hindurch), einen schönen Spaziergang durch die Reisfelder bei Munduk und den Besuch des Botanischen Gartens und des Para Ulun Danu Bratan Tempels in Bedugul beschränkt. Munduk ist ein wirklich super Aussichtspunkt für viele Aktivitäten.
Allerdings sind die Straßen extrem eng und sehr befahren. Aktuell wird auch noch an der Straße zwischen Munduk und der Hauptstraße nach Bedugul gebaut. Das war ein echtes Horrorerlebnis dort lang zu fahren. Nur mal so nebenbei erwähnt.
Von den Bergen ging es ein paar Tage später nach Pemuteran an der Nordküste. Hier gab es wieder eine schöne Unterkunft mit Pool, den ich ausgiebigst genutzt habe. Denn auch hier fand ich die Küste nicht so schön, wie ich mir Strände auf Bali eigentlich vorgestellt habe. Landschaftlich hat es mir ansonsten gefallen, die Berge reichen fast bis ans Meer und sind wunderschön. Und den seltenen Bali Star konnte ich sogar auch beobachten. Für alle nicht Ornitologen: Ein sehr seltener Vogel. Beobachten konnte ich ihn zwar "nur" an einem Futterplatz bei einer Vogelstation, aber immerhin.
Nach Pemuteran war der nächste und vorletzte Stop Balian Beach an der Südküste. Und endlich habe ich Bali so gesehen, wie ich es mir vorgestellt habe. Balian Beach ist ein sehr kleiner Ort mit ein paar Warungs und Übernachtungsmöglichkeiten. Und ein Surferparadies. Hier surft jeder. Mich haben am meisten die Strände westlich vom Ort begeistert. Unberührt, kilometerlang, gesäumt von Palmen und menschenleer. Keine Sonnenschirme, keine Warungs, keine Sonnenbrillenverkäufer. Herrlich. Traumhaft. Paradiesisch! In Balian Beach selbst gab es meinen liebsten Warung der Reise, mit super günstigen, sehr leckeren Speisen, direkt am Strand. Entspannung pur. Einfach den vielen Surfern zuschauen und mit einem kühlen Bintang, einer Portion Nasi Goreng und einer jungen Kokosnuss dort sitzen und das Leben genießen. Mehr brauche ich nicht um glücklich zu sein.
Abends kamen die Fischer an den Strand und haben wunderschöne Fotomotive beschert. Es gab sogar fast mal einen richtigen Sonnenuntergang. Doch wie die gesamte Reise über, lagen meist Wolken vor der untergehenden Sonne. Später im Jahr werden die Wolken aber wohl weniger und die Chance auf sehenswerte Sonnenuntergänge steigt. Wurde mir gesagt...
Balian Beach war für mich ohne zu überlegen der schönste Ort der Reise. Die Unterkunft dort hatte eine riesige Terrasse, was für mich sehr gut war, da ich etwas gekränkelt habe und einen Tag das Bett gehütet habe. So konnte ich immerhin draußen ruhen, mit Blick auf Meer und Palmen.
Dann wurde das Auto wieder in Sanur beim Vermieter abgegeben und von dort ging es zum letzten Stop vorm Rückflug. Und zwar wie schon bei der Ankunft nach Canggu. Nicht im mega Trubel gelegen, aber dennoch mit etwas Leben und Annehmlichkeiten ausgestattet, hatte es mir zu Beginn der Reise dort ganz gut gefallen. Da ich weiterhin etwas kränkelnd unterwegs war, habe ich auch hier nicht mehr so viel am Strand verbracht, sondern bin eher mit dem Roller umher gefahren und habe mich im Schatten aufgehalten, oder mich durch das kulinarische Angebot vor Ort gefuttert. Ich muss gestehen, dort meist bei Vietnamesen gelandet zu sein, ich konnte von den Sommerrollen und dem vietnamesischen Eiskaffee einfach nicht genug bekommen.
Berawa Beach war mein Hausstrand und dort gibt es bisher nur ein paar wenige kleine Warungs und ein Hotel am Strandufer. Dies wird sich jedoch bald ändern, so wurde dort doch eifrig an einem neuen riesigen Resort gebaut. Auf der nächsten Collage unten ganz rechts seht ihr das neu entstehende Bambus Gebäude. Immerhin sieht es gut aus, sogar als Baustelle. Abends finden dort am Strand entlang überall kleine Parties und Konzerte statt, in herrlich entspannter Athmosphäre. Ein wahrlich netter Ort um das Leben zu genießen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir Bali sehr gut gefallen hat. Ich habe sehr freundliche Menschen getroffen, es gab die gesamte Reise keinerlei Probleme und auch als ich krank war wurde mir einfach und schnell geholfen. Das Autofahren ist machbar, man sollte jedoch kein ängstlicher Fahrer sein. Die frei laufenden Hunde, die wirklich überall anzutreffen sind, sind zu 98% völlig uninteressiert an einem. Also viel entspannter als zum Beispiel in Thailand oder Laos, wo ich ganz andere Erfahrugen mit Straßenhunden gemacht habe. Der April erscheint mir ein guter Reisemonat, die Regenzeit ist so gut wie vorbei und die Strände, Orte, Unterkünfte und Sehenswürdigkeiten sind meist menschenleer.
Die andere Seite der Medaille: Es ist an vielen Orten sehr müllig, die Norküste hat mir insgesamt nicht zugesagt und nicht immer ist alles so traumhaft schön, wie es Werbeprospekte oder andere Blogs suggerieren. Besonders der Auto-, LKW- und Rollerverkehr ist enorm. Das kann stressen, denn zu Fuß ist man ganz einfach total verloren. Aber insgesamt kann ich schon sagen, dass Bali mein Herz gewonnen hat. Insbesondere die Freundlichkeit der Einheimischen. Die Religion ist so im Alltag der Einheimischen verankert, dass es einfach eine Freude ist das Leben dort für ein paar Wochen miterleben zu dürfen. Außerdem war das Essen eigentlich überall fantastisch! Und trotz der Touristenmassen, die Bali jedes Jahr besuchen, trotz der vielen Party-Touristen aus Australien, wer will, der findet überall ein ruhiges, entspanntes Eckchen, versprochen!
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