Montag, 3. August 2015

Auf Trallafitti im hohen Norden


Mein Herz gehört dem Norden. Ich bin als Kind fast jede Sommerferien mit meinen Eltern in Dänemark an der Nordsee gewesen. Später ging es dann eher Richtung Süden. Interrail durch Frankreich oder Sonnenbaden am spanischen Mittelmeer. Jahrelang war ich dann nicht mehr in Skandinavien. Vor ein paar Jahren, nachdem wir uns unseren VW Bus gekauft hatten, sind wir als erste große Tour nach Norwegen gereist. Ein wahrgewordener Traum war diese Reise. Und dann hatten wir auch noch so herrliches Wetter! Wir waren auch in Schweden und auf der Hin- und Rückfahrt in Dänemark, aber mein Herz habe ich definitiv in Norwegen verloren, irgendwo zwischen Bergen und den Vesterålen. Skandinavisches Design, diese besondere Lebensart, die atemberaubende Landschaft, einmalig! Ich könnte mich in der norwegischen Landschaft verlieren. Einatmen und für immer innehalten.




Da das leider nicht möglich ist, werde ich mich jetzt für die nächsten Absätze hier zurückversetzen und meine letzten Reisen nach Norwegen Revue passieren lassen. Ich möchte euch mitnehmen an Fjorde, aufs Fjell, an märchenhafte Seen, in die Wälder, zu Elchen und Papageientauchern.  


Wer mal richtig abschalten möchte, der tauche doch jetzt mit mir ein in die schöne skandinavische Natur, in spektakuläre Panoramen und märchenhafte Nebelwolken. Und ich verspreche auch hoch und heilig, es taucht nicht ein Troll in diesem Bericht auf!


Meist sind wir zwischen Kristiansand ganz im Süden bis rauf auf die Lofoten und Vesterålen unterwegs gewesen, das Nordkap hat uns nicht so interessiert, dass machen wir irgendwann wenn wir wieder einen Bus haben. Das Land hat uns oft sein sonniges, freundliches Gesicht gezeigt, gerne und noch öfter aber auch seine melancholisch-regnerische Seite. Aber fangen wir von vorne an.

 

Jede ordentliche Norwegenreise beginnt für mich im entspanntesten Land (meiner) Welt, in Dänemark. An diese Stelle werde ich gar nicht viel über dieses nahezu perfekte Ferienland schreiben, sondern lasse ein paar Bilder sprechen.


Nach Norwegen gereist sind wir die letzten Jahre stets von Hirtshals in Dänemark aus. Von dort gings mit der Fähre rüber nach Kristiansand in Norwegen. Das war für uns die günstigste und schnellste Verbindung. Ab Kristiansand sind wir meistens die Europastraße E9 durch das Setesdal über Evje und Valle bis zur E 134 gefahren, dann an der Hardangervidda vorbei bis zur E13 und über Odda immer weiter hoch bis an den Hardangerfjord. Dort sieht Norwegen genau so aus wie in den Touristenmagazinen. Rote Holzhäuser, Stabkirchen, blühende Kirschbäume, dazu tiefblaue Fjorde und schneebedeckte Gipfel. In den ganzen Jahren haben wir uns auch die Küste bis Stavanger rauf angeschaut, waren in Bergen und sind auch von Kristiansand die Küste bis Oslo abgefahren. Unser Norwegen ist aber das abseits der Südküste.


Das Land besticht durch die vielen Fjorde, die tief ins Land reichen. Um von A nach B zu kommen heißt es daher sehr oft "Schiff Ahoi!" oder rauf auf tollkühne Brücken und rein in nicht enden wollende Tunnelkonstruktionen. Die zweite sehr beeindruckende Landschaftsform neben den Fjorden ist das Fjell, die Berge. Ist es am Fjord noch sommerlich warm, friert man oben auf dem Fjell schon bitterlich und kann ein paar Schneebälle werfen. Schön abwechlungsreich, aber oft auch ganz schön ungemütlich.
 

Ansonsten bietet Norwegen alles, was das Herz begehrt, idyllische Örtchen, schneeweiße Strände, türkises Wasser, Berge über Berge und viele Tiere, die einem über den Weg laufen oder fliegen. Meine Lieblingsnorweger sind definitiv die Papageientaucher, die wir bereits zweimal auf der Insel Runde beobachten konnten.


Am meisten liebe ich an Norwegen jedoch die Einsamkeit. Die Ruhe und die Dominanz der Natur. Überall rauschen Wasserfälle von den Berghängen, plätschert ein Fluss oder blitzt Eis und Schnee auf den Bergen. Im Gegensatz dazu blüht und grünt es weiter unten an allen Orten, ich habe hier meine Faszination zu Flechten und Moosen entdeckt. Schmetterlinge flattern umher und mit etwas Glück trifft man Otter, Seehunde oder auch mal einen Elch. 


Und das ganze Naturspektakel hat man meist ganz für sich allein, oder teilt es entweder mit anderen Deutschen (ja, nicht nur ich liebe Norwegen), oder ein paar Einheimischen. Die erkennt man an der hochwertigen Outdoorkleidung, den blonden Haaren, den zwei zuckersüßen Kindern im Schlepptau und am strammen Schritt, bei dem wir niemals mithalten werden können. Ich glaube Norweger laufen die Wege mindestens doppelt so schnell wie wir. Und wir sind nicht soooo langsam.


Wenn man gerne fotografiert, oder gerne Vögel und anderes Wildlife beobachtet, dann ist Norwegen ein absolutes Traumziel. Vielleicht sollte man noch mit schlechtem Wetter leben und Nebelschwaden lieben können. Gerade nachdem wir unseren Bus nicht mehr als fahrbares Haus dabei hatten, sind diese Reisen in den Norden auch Zerreißproben gewesen. Oft gab es Momente, an denen ich einfach nur noch nach Hause wollte. Denn ein Problem an Norwegen ist, dass vieles für uns unbezahlbar ist. Essen gehen - nein. Ferienwohnung nehmen - nein. Wir haben uns einmal für eine Nacht in eine Mini-Hütte eingemietet auf den Vesterålen, der Inselgruppe nördlich der bekannteren Lofoten. Alles im Auto war nass und nichts ging mehr. Auch nicht kochen im Kofferraum...


Und kurz darauf sind wir in Stø durch einen Zufall über Einheimische an ein Zimmerchen eines gerade nicht anwesenden russischen Fischfängers gekommen. Das war sehr seltsam, mit Gewehren an der Wand und streng riechenden Fischköpfen vorm Fenster. Aber trocken war es und es gab eine warme Dusche. Es hat dort nur geregnet, ohne Ende, daher haben wir auch keine Walsafari gemacht... sehr schade, aber bei dem Wetter konnte man einfach nichts machen außer Tee trinken und abwarten. Jetzt folgt eine Eindruck von dem Hause in Stø und der Umgebung. Von außen. Mit Fischköpfen.


Und dann lacht wieder die Sonne und all der Kummer ist vergessen. Selten habe ich Sonnenlücken so genossen wie nach diversen nebeligen, verregneten Tagen in Norwegen. Und selten war ich dann so glücklich. Wie die Landschaft dann leuchtet!


Recht weit im Osten von Norwegen, nah an der schwedischen Grenze habe ich im Wald auch meinen allerliebsten alten Schrottbus entdeckt, der auch das Titelbild dieses Blogs schmückt. Am Femundsee steht er wahrscheinlich noch heute und rostet friedlich vor sich hin. In der Ecke dort  gibt es auch ein Weltkulturerbe zu besichtigen, die Bergstadt Røros. Als wir im August dort waren, herrschte schon richtige Herbststimmung. 


Und was die Natur alles für Spektakularitäten zu bieten hat! An jeder Ecke gibt es atemberaubende Ausblicke, faszinierende Felsformationen und pittoreske Örtchen und Holzhäuschen. Da hüpft das Herz. Überall gibt es Vorsprünge, auf die es zu klettern gilt, Fjorde und Seen, in die man reinhüpfen kann. Und Thomas es auch stets tut. Ich war aber bereits auch schon ein- bis zweimal nördlich des Polarkreises im Wasser, immerhin! Überhaupt, der Polarkreis. Für mich ein magischer Ort. Was für andere das Nordkap ist, ist für mich 66,57° N. Ab hier geht im Sommer die Sonne einige Zeit gar nicht mehr unter! Ist das nicht ein Traum!? Ein paar Meter weiter liegt Schnee, man sitzt aber um Mitternacht noch draußen in der Sonne. Wir haben es so krass leider nie erlebt, wir waren entweder zu spät oder zu weit südlich unterwegs. Aber um Mitternacht Sonnenschein gabs immerhin ein paar mal.


Zusammengefasst lässt sich sagen, fahrt bitte nicht nach Norwegen. Oslo, Bergen und Trondheim sind uncoole Käffer. Es regnet oft, viel und ist auch hin und wieder sogar mehr als arschkalt. Nördlich vom Polarkreis ist es ein halbes Jahr duster und es gibt außerdem viele Mücken und Gnitzen, die einem das Leben schwer machen. Dann ist es auch noch teuer dort und man kann sich rein gar nichts leisten. Die Hauptstraßen sind klein, eng und kurvig. Ständig muss man Fähre fahren. Es riecht oft nach Fisch und überhaupt ist es an vielen Stellen im Land gar nicht schön.


Irgendwie habe ich jetzt ganz viele spektakuläre Erlebnisse und Naturschönheiten gar nicht erwähnt. Muss ich wohl demnächst mal nachholen. Teil 2 wird also bestimmt folgen und Teil 3 und 4...

Uuuuuuuund heute beende ich mein Geschreibsel mal mit einem Voschlag. Schaut euch die tolle Serie "Liliyhammer" an. Die spielt in Norwegen und gibt auf bezaubernde Art Einblicke in das Leben dort. Darum gehts: Frank, ein Mafioso aus New York, nimmt an einem Zeugenschutzprogramm teil. Er fand 1994 die Bilder von den Olympischen Winterspielen so schön, dass er in die Kleinstadt Lillehammer in Norwegen umsiedelt. Seine neue Identität ist die des norwegisch-amerikanischen Einwanderers Giovanni Henriksen, der in Lillehammer bald die Flamingo-Bar eröffnet. Mehr gibts nicht dazu nicht zu sagen. Werft mal nen Blick drauf, läuft aktuell auf arte.

6 Kommentare:

  1. Hach. Hach. Ich will diese Bilder auch alle machen. Ist das egoistisch :)?

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    1. Hach Fee, das ist ein sehr vernünftiger Wunsch! Weil, da ist es echt richtig schön! Hoffe Du kommst irgendwann in den Genuss. Lieben Gruß, Tine

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  2. Hach Tine, das sieht atemberaubend aus und macht Lust auf mehr! Aber so viel Regen, Nebel, kalt kannste ja gerade mal behalten :-)
    Trotzdem, mit dir würde ich überall hin auf der Welt! Und die Milchschaumwundermaschine nehmen wir auch mit!

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    1. Ich nehme schlechtes Wetter gern in Kauf für die Möglichkeit, jetzt einfach schnell ganz weit oben im Norden zu sein ;-) Gerne mit Dir und unseren beiden Milchschaummaschinen!

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  3. Norwegen scheint wirklich ein Traumziel. Du hast richtige Bilderbuchfotos gemacht.

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    1. Hallo Neni, vielen Dank für das Kompliment. Norwegen macht es einem aber auch leicht, wenn denn die Sonne scheint!

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Ich freue mich über jeden Kommentar. Und wenn er nett ist noch viel mehr!

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